2011-06-27

Swami-Abuse (3) PROFIL: Ich habe meinem Guru alles gegeben. Er hat mich in jeder Hinsicht missbraucht, auch sexuell. Er hat uns alle angelogen.


Kommentar von T.K.: Was für traurige Geschichten, die die betroffenen Frauen erzählen! In Hinsicht der menschichen Wünschen, sich aus allen Leidenschaften des Lebens zu befreien, haben diese Frauen keinen Fehler. Sie wollten nur sich befreien und spirituell entwickeln, gingen zum Yogi Swami, der Gründer von YIDL, und wurden dann aber sexuell missbraucht. Von ihren Berichten ist es festzustellen, dass noch mehre Frauen missbraucht wurden und hilflos weinen.


Im Zentrum des Hinduismus steht die Yogi-Praktik, die in verschiedenen Masken auf der Welt erscheint. Es ist bekannt zu machen, dass Yogi-Praktik nichts mit irgendwelcher Religion zu tun hat. Wer sich in der Yogi-Praktik spirituell entwickeln möchte, muss damit sehr vorsichtig sein. Bei Yogi-Praktik geht es nur um verfälschende religiöse Einstellungen, und noch schlimmer um sexuelle Ausbeutung. Wenn man Yoga treibt, ist das ja physisch gesund. Jedoch wenn man Yoga religiös annimmt, ist das ja nicht nur gefährlich, sondern sehr katastrophal.


© PROFIL 25 | 20. Juni 2011


„Gibst du mir wirklich alles?“


Ein Yoga-Guru, der von Wien aus operiert, soll Schülerinnen sexuell missbraucht haben. profil sprach mit Frauen, die im Internet ihr Schweigen brachen.
Von Edith Meinhart

Marie H.* war 16, als ihre tschechische Großmutter starb. Ihr Vater, ein unberechenbarer, rabiater Alkoholiker, konnte die Lücke nicht füllen, die ihr Tod ins Leben des Mädchens gerissen hatte. Über eine Schulfreundin lernte Marie Anhänger des Yogi Swami Maheshwarananda kennen. Bei ihnen fand sie, wonach sie gesucht hatte: Halt, Geborgenheit, Antworten. Heute sagt sie: „Es hat mich 15 Jahre gekostet, mich von dieser Illusion wieder zu befreien.“

Ana K.*, 34, hörte „Swamiji“ zum ersten Mal in einer Turnhalle in Ljubljana. Ihre Freunde schwärmten, der Yoga-Meister wisse alles, könne Gedanken lesen und die Zukunft sehen: „Das hat mich beeindruckt und interessiert.“ Mit 15 wurde die Slowenin seine ergebene Schülerin. Zwanzig Jahre später resümiert Ana bitter, der Guru verstehe es, „Menschen einzufangen und zu manipulieren, übernatürlich ist daran nichts“.

Monika P.* hatte 30.000 Euro für eine Radtour um die Welt gespart. Vor einem Ashram in Indien hatte sie einen Platten. Swamiji eilte herbei und belehrte die 27-Jährige, dass ihre „äußeren Reisen“ nichts brächten. Die Frau aus dem Osten Deutschlands hatte ein Medizinstudium abgebrochen und ein Hotel in Ecuador gemanagt. Nun blieb sie im Ashram hängen, betete, meditierte und arbeitete bis zum Umfallen.

So unterschiedlich die Geschichten von Marie, Ana und Monika beginnen, am Ende fühlten sie sich alle dramatisch ¬getäuscht, ausgebeutet und sexuell missbraucht.

Swami Maheshwarananda – von seinen Anhängern „Swamiji“ genannt – kam 1972 nach Österreich, um von hier aus sein Imperium „Yoga In Daily Life“ aufzubauen. In Wien gründete er die erste Gesellschaft „Yoga im täglichen Leben“. Es folgten Schwestergesellschaften rund um den Globus. Auf der Homepage www.yoga-im-taeglichen-leben.at zeigt sich Swamiji mit Bundespräsident Heinz Fischer in Indien, mit dem Dalai Lama in Kroatien, beim Pflanzen von Friedensbäumen in Belgrad, Villach und im Wiener Stadtpark und bei Friedensgebeten für die Welt. Seit Kurzem findet sich im Internet jedoch auch Unrühmliches. Unter www.swamiji-maheshwarananda-abuse.com und http://sites.google.com/site/paramliar berichten Marie, Ana, Monika und drei weitere Schülerinnen über verstörende Erlebnisse mit dem indischen Guru.

Die Slowenin Ana war fünf Jahre lang Swamijis Schülerin gewesen, als sie in den Ashram nach Jadan in der indischen Provinz Rajasthan kam. Was dort passierte, schildert sie so: Eines Abends habe sie der Meister in sein Schlafzimmer gerufen und gefragt: „Was gibst du mir?“ Sie habe geantwortet: „Meine Seele, mein Herz.“ Doch er sei erst zufrieden gewesen, als sie sagte: „Meinen Leib und meine Seele.“ Daraufhin habe er ihren Kopf zu seinem Penis hinuntergedrückt und befohlen: „Trinke es.“

Nach diesem Vorfall sei sie „ein Jahr lang völlig daneben gewesen“, sagt Ana. Sie habe rebelliert, gehadert, gezweifelt. Jedes Mal, wenn sie versuchte, mit ihrem Guru zu reden, „hat er es so angelegt, dass jemand dabei war und ich mich nicht traute“. Später habe sie versucht, sich ihrer Yoga-Gruppe anzuvertrauen, doch die Reaktionen seien „immer sehr schlecht gewesen“. Man habe sie als Lügnerin und psychisch krank denunziert.

Bei Marie passierte es in Tschechien. Nach einem Satsang – einem spirituellen Zusammensein von Yoga-Schülern –, zu dem der Meister angereist war, rief er die damals 22-Jährige in seine Wohnung, die er während seines Aufenthalts bezogen hatte. Eine ältere Dame, die sie gut kannte, habe sie in das Schlafzimmer geführt. Swamiji habe ihr befohlen, sich nackt auf ihn zu legen und „mein Herz an seinem aufzuladen“. Dann habe er begonnen, sie sexuell zu stimulieren. „Ich war in einem Schockzustand“, sagt Marie. „Das ist göttliche Glückseligkeit“, und er sei für sie „der einzige Mann in diesem Universium“, habe er erklärt. Marie sagt, sie sei mit ihrer Verwirrung lange nicht fertiggeworden. Immer wieder habe sie sich gefragt: „Hat er das gemacht, um mein schlechtes Karma zu verbrennen?“ Erst fünfzehn Jahre später ist Marie „fertig mit dem Verein“: „Ich habe meinem Guru alles gegeben, meine Zeit, mein Geld, mein Vertrauen. Er hat mich in jeder Hinsicht missbraucht, auch sexuell. Er gibt vor, im Zölibat zu leben. Er hat uns alle angelogen.“

Als Monika den Ashram in Indien verließ, habe Swamiji zu ihr gesagt, sie sei ein guter Mensch und solle aufpassen, draußen nicht ausgenützt zu werden, erzählt sie: „Aber der Einzige, der mich jemals wirklich ausgenützt hat, war er.“ Nach ihren Erzählungen wurde sie 2002 in Indien zunächst von Guriji, dem inzwischen verstorbenen Lehrer ihres Meisters, und zwei Jahre später von Swamiji selbst sexuell missbraucht. Bis dahin habe sie an der „Vollkommenheit ihres Meisters keine Sekunde gezweifelt“, danach habe sie lange um Erklärungen gerungen, die nicht so wehtaten wie die Wahrheit. Sie habe Briefe an Swamiji geschrieben, aber nie eine Antwort erhalten. „Der sexuelle Missbrauch war für mich nicht das Schlimmste. Er hat mir die Augen geöffnet für einen viel dramatischeren Missbrauch. Ich musste mir eingestehen, dass ich 15 Jahre lang in einer Sekte war und einen Mann vergöttert habe, der mir nichts Gutes wollte. Mein Leben ist zusammengebrochen.“

Ana, Monika und Marie waren die Einzigen, die bereit waren, mit profil zu reden. Drei weitere Frauen haben ihr Schweigen im Internet gebrochen. „Rechtlich gilt der Guru als Seelsorger mit besonderer Fürsorgepflicht“, sagt Ulrike Schiesser von der Bundesstelle für Sektenfragen in Wien. Alle erhobenen Missbrauchsvorwürfe sind verjährt, die Frist beträgt fünf Jahre. Keine der Frauen, die an die Öffentlichkeit gingen, will Yoga schlechtmachen. Monika sagt, sie wolle andere warnen: „Lasst euch nicht manipulieren, passt auf eure Freiheit auf.“

„Bei YIDL handelt es sich um eine Yoga-Richtung mit einer starken Zentrierung auf den Gründer“, konstatiert Schiesser, von Beruf Psychologin und Psychotherapeutin. „Das macht es so schwierig, aus dem weltanschaulichen Gebäude auszusteigen und den eigenen Instinkten zu vertrauen.“ Der Guru – so die ursprüngliche Idee – solle auserwählte Schüler auf dem Weg der Erleuchtung begleiten. Swamiji hätte seine Anhänger gelehrt, ihm ein paar Minuten zu dienen sei mehr wert als jahrelanges Meditieren. Ana sagt, sie wisse inzwischen von zwanzig Frauen, die Ähnliches erlebt hätten wie sie: „Das sind nur die, die ich persönlich kenne. Ich gehe davon aus, dass es in Wahrheit viel mehr gibt.“

Der Yoga-Meister selbst schweigt zu den Vorwürfen. Auch für profil war er nicht erreichbar. Claudia Matejovsky, Sprecherin des YIDL-Hauptquartiers in Wien, räumt ein, dass ihm die Berichte der Frauen seit Monaten bekannt seien: „Aber in Österreich ist keine Klage da, es ist kein Tatbestand.“

Warum sich Swamiji nicht äußere, könne sie nicht sagen: „Er hat viel Lebenserfahrung, er wird seine Gründe haben. Momentan ist es nicht möglich, mit ihm zu sprechen. Seine Mutter ist krank. Was ich von seiner Umgebung gehört habe: Er ist sehr betroffen, lehnt das alles ab und schließt das vollkommen aus.“ Der Vorstand der Wiener YIDL-Niederlassung scheint „die ganze Aktion“ als eine Art Komplott zu betrachten, eingefädelt von einem abtrünnigen Gefolgsmann. Matejovsky: „Es gab in Serbien über 30 Jahre lang einen Schüler, und es zeigte sich, dass da irgendwo eine Art Konkurrenz entsteht. Dieser Mann hat gesagt, dass er Swamijis Werk zerstören wird. Zeitgleich sind die Internetseiten entstanden.“



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