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gehen Dalai Lama unkritisch auf den Leim"
Der Journalist und Autor Gerald Lehner hat die Berichterstattung während des Besuchs des Dalai Lama in Österreich kritisiert. "Westliche Medien und Politiker gehen dem Dalai Lama unkritisch auf den Leim", sagte Lehner, der bei ORF Salzburg arbeitet, am Freitag im Gespräch mit der APA.
Der Journalist und Autor Gerald Lehner hat die Berichterstattung während des Besuchs des Dalai Lama in Österreich kritisiert. "Westliche Medien und Politiker gehen dem Dalai Lama unkritisch auf den Leim", sagte Lehner, der bei ORF Salzburg arbeitet, am Freitag im Gespräch mit der APA.
Die Ehrung stößt
Lehner sauer auf: Er verwies darauf, dass Harrer vor seiner Reise zum Himalaya
und anschließender britischer Lagerhaft in Indien Mitglied in NSDAP und SS war.
Mit seiner Würdigung habe der Dalai Lama die NS-Vergangenheit Harrers
"subtil verteidigt", sagte Lehner. Dies weise auf einen fragwürdigen
Umgang des tibetischen Religionsoberhauptes mit der europäischen Vergangenheit
hin: "Dalai Lama hat sich bis heute nicht wirklich vom Nationalsozialismus
distanziert", so der Autor, der 2007 seine Recherchen zur
Nazi-Vergangenheit Harrers in Buchform publizierte ("Zwischen Hitler und Himalaya").
Als Grund vermutet er schlicht "Desinteresse" des Tibeters an der
europäischen Geschichte.
Der Salzburger Autor
fordert einen reflektierten Umgang mit der Rolle des Dalai Lama ein. Er finde
es erstaunlich, mit "welcher Macht es die Exilregierung schafft, als
einziger Kommunikator" tibetischer Anliegen in westlichen Medien
aufzutreten. "Auch ist es unverständlich, dass Journalisten in Österreich
damit zufrieden sind, keine Fragen zu stellen, oder wenn Fragen gestellt
werden, Plattitüden als Antwort zu bekommen".
Auch darüber hinaus
sieht Lehner viel kritikwürdiges am Dalai Lama. So verbiete der tibetische
Religionsführer die Debatte über die Grundlagen seines Machtsystems. Aus
Gesprächen mit buddhistischen Mönchen und Exil-Tibetern habe er erfahren, dass
innertibetische Kritiker von der Religionsführung eingeschüchtert würden. Der
Dalai Lama habe zwar angekündigt, sich von der politischen Führung der
Exil-Tibeter in Dharamsala zurückziehen und sie gewählten Politikern zu
überlassen, freilich sei die Dominanz der religiösen Führung weiterhin
allgegenwärtig und die Gesellschaft "zutiefst im Mittelalter
verhaftet" und noch immer von starken Hierarchien geprägt. Dem Westen
werde ein "schöner Wunschtraum" von Demokratie und Meinungsfreiheit
innerhalb des tibetischen Exils vorgespielt.
(APA)
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